Freitag, 28. August 2009

Lebe noch & SpoHo

Grüße an die Leserschaft!

Meine sporadischen Beiträge rühren daher, dass ich selten Zeitmotivation (das ist Motivation sich Zeit zu nehmen) zum schreiben finde. Ich hab momentan in den Semesterferien eine Art "Sinnvollschwelle", die mich davon abhält anzufangen sinnvolle Dinge zu tun. Nichtsdestodennoch schreib ich grad hier, also schnell zum Thema:

Ich war vor einiger Zeit an der Kölner Sporthochschule an einem sehr interessanten Projekt mit dem Titel "Untersuchung zur Belastung des Bewegungsapparates bei verschiedenen Landungsformen nach Niedersprüngen". Was das in Parkoursprache heißt? Wir haben gedroppt.

Der Aufbau des Versuchs ist denkbar einfach zu beschreiben:
In der Sporthochschule existiert ein Raum, in dem sich so genannte "Kraftmessplatten" befinden. Wenn man nun Gewichtskraft auf diese Platten auswirkt, so können diese gemessen werden, und über einen Computer graphisch dargestellt und gespeichert werden. Man sieht also wie hoch die Belastung des Bodens, und somit gleichzeitig des Bewegungsapparates (actio = reactio), ist. Aber nicht nur das, man kann auch den Eintrittswinkel und die lateralen Kräfte beobachten.

Hinzu kommt noch eine Konstruktion die um die Platten herum aufgebaut ist:
An Stangengerüsten befinden sich, fein säuberlich, mathematisch im Raum verteilt mehrere Infrarotkameras, die gleichzeitig auch Infrarotlicht empfangen können. Wozu das ganze? Motion-Capturing.
Was vielen von euch sicherlich ein Begriff aus Computerspielen und Animationsfilmen ist, wurde auch mit uns gemacht. An bestimmte Knochen- und Gelenkpunkte unseres Körpers wurden mit Sekundenkleber kleine "Discokugeln" geklebt, die das Infrarotlicht reflektieren. Nach dem GPS-Verfahren (Trigonometrie) konnte man nun also, über die Vielzahl der Kameras, zu jedem Zeitpunkt bestimmen, wo im dreidimensionalen Raum sich der jeweilige, markierte Gelenkpunkt befindet, und so den Bewegungsapparat dreidimensional erfassen.

Die Sprünge an sich wurden stark variiert. Jeder erste Versuch wurde in den Stand gesprungen, d.h. mit einer kniebeugenähnlichen Bewegung gelandet. Der jeweils zweite Sprung wurde "umgeleitet", das heißt in den Lauf fortgesetzt, unter Zuhilfenahme der Hände z.B.. Der dritte Versuch wurde rollend beendet.

Das Trickreiche an den jeweiligen Sprungaufbauten, war die Variation von Höhe und Weite des Sprunges. Es fing relativ leicht an, und ich sollte von einem Kasten der etwa 1m Höhe hatte, und zuerst etwa 50cm vom Hindernis entfernt war, springen. Danach wurde dieser nach hinten geschoben, und somit die Distanz zum Hindernis vergrößert (auf etwa 1,5m). Dies wurde noch einmal wiederholt, bis wir eine Distanz von drei Metern erreicht hatten.
Das gleiche Prozedere wurde mit einer Kastenkonstruktion von etwa 2m Höhe wiederholt.

Die schwersten Sprünge waren eindeutig die hohen Sprünge auf Maximal- und Minimaldistanzen. Zum einen musste man 2m tief fallen, und ohne jegliche Vorwärtsenergie sich abrollen. Dabei befanden sich überall am Körper verteilt diese kleinen, "fest"geklebten Discokugeln, und sobald auch nur eine beim Landen den Körper verlässt, gilt der Versuch als ungültig. Genauso tut es schweineweh, wenn man beim Abrollen über eine dieser Kügelchen rollt. Ich hatte einige blaue Flecken...

Und der einzige Sprung, der mir völlig unmöglich war, war der weiteste, höchste Sprung ohne Umleitung der Energie, und ohne abzurollen. Zwei Meter Höhe, drei Meter Distanz, wie ein Präzi gelandet. Davon abgesehen, dass das Distanzen mäßig für mich nur durch den Höhenunterschied möglich ist, muss man auch so landen, dass sich der gesamte Fuß über den (kleinen !!) Kraftmessplatten befindet. Ich hab das Ding die ganze Zeit (mental, warum auch immer) versucht als Präzisionssprung zu springen, und meine Ballen waren tatsächlich auf den Kraftmessplatten, aber teilweise nicht jeder Fuß auf der dafür vorgesehen HÄLFTE der Platte, oder meine Ferse ragte über die Platten hinaus, oder ich kippte leicht nach vorne über, oder eine der Discokugeln flog weg, oder, oder, oder...
Wir haben im Nachhinein einen Versuch genommen, wo fast alles richtig war, bis auf die Tatsache, dass ich die Hände leicht zum Abstützen (ich kippte nach vorne um) benutzt hatte.

Das war nach etwa 30 dieser Sprünge... den Muskelkater könnt ihr euch vorstellen...

All das haben wir halb-nackt gemacht, damit die Discokugeln gut auf der Haut haften, und ausgestattet mit den Kalenji Ekiden, damit jeder Proband gleiche Voraussetzungen hat. Dann wurden wir noch vermessen (Armlänge, Beinlänge, Kopfbreite blabla, ALLES) und wurden kurz in der Biometrie mit einem Laser abgetastet. So haben wir also auch ein dreidimensionales Bild unseres Körpers bekommen. Sah interessant aus!


Soviel zu dem ganzen Ding! Ich bin gespannt, was sich durch die ganzen Sprünge ergibt, ob Abrollen hilft, wie groß die Belastungen bei derartigen Sprüngen tatsächlich sind (das sah kurzzeitig nach über 10-facher Körpergewichtsbelastung aus), und sonstigen Versuchsergebnissen. Wenn ich was neues weiß, tu ich's hier rein!

Semesterferien :3
- Dirk