Montag, 10. November 2008

Kurnacherfolg, Berlin und Unileben

Jetzt einmal ein wenig ausführlicher.

Ich bin nun seit fünf Tagen aus meiner Kur zurück, und sehe mich meinem neuen Alltag gegenüber. Die Haut hat sich über den Verlauf der Kur über verschiedene Stadien, und Rückfälle, zu einem Zustand verbessert, der wesentlich erträglicher ist, als mein Anreisezustand. Dennoch merke ich jetzt langsam, wie die Haut sich verschlechtert. Das geschieht aber nur sehr langsam, und ich bin noch gespannt, wie es sich entwickeln wird.

Was ich mitgenommen habe:
- Freunde. Neue Leute, die ich kennengelernt habe, und die mich kennengelernt haben, auf anderen Ebenen als dies mit alten Bekanntschaften möglich wäre. Offen dem anderen gegenüber, und kontaktfreudig zur Tiefgründigkeit. Habe ziemlich intensive Gespräche über seriöse Themen geführt, und Leute gefunden, denen ich vertrauen kann.

- Gewicht. Ich habe 4-5 Kilo zugenommen, da man dort förmlich mit Essen bombardiert wird, und ich gerne und viel esse. Das merke ich jetzt an der Art, wie ich mich bewege, und wie Kleidung sitzt. Das braucht erst einmal ein wenig Arbeit.

- Elemente. Ich bin selber recht viel im Klinik-eigenen Schwimmbad geschwommen, und habe auch anderen dabei zugesehen, wie sie geschwommen sind. Ich fand es faszinierend wieder einmal zu sehen, wie adaptiv der Mensch ist, und dass er sich sogar im Wasser, bei zu Grunde liegender Körperbeherrschung und Technik, fast mühelos fortbewegen kann. Ich bin nie ein guter Schwimmer gewesen, hatte teilweise sogar panische Angst vor Wasser, die ich so ein bisschen abschwächen konnte.

- Aufmerksamkeit. Ich merke öfters, wenn ich mich kratze, und versuche, mehr oder minder erfolgreich, die Intensität, sowie die Häufigkeit, zu reduzieren. Ich habe an vielen Mitpatienten beobachtet, und auch hören können, wie sie teilweise hemmungslos kratzen, was mir schon in der Seele wehtat. Ich scheine schon mehr Selbstbeherrschung auf mich auszuüben, als manch anderer Neurodermitiker. Gleiches gilt auch über Wissen: Man wurde nicht wirklich ausgiebig informiert, und die Informationen, die uns gegeben wurden, waren für mich alte Hüte, waren für eine Vielzahl der anderen aber wissenschaftliches Neuland.

Fast alle Leute, die ich kennengelernt habe, verließen die Insel vor mir, und ließen mich mit einer Stimmung der Melancholie zurück. Ich vermisse nicht nur die Leute, sondern auch die Insel an sich. Das Sorglose, das Anspruchsfreie, das Gelassene.

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Diesen Samstag habe ich den "PlayStation the Way" Tourstopp Berlin besucht, wie jedes Jahr. Ich habe alte Gesichter wieder gesehen, neue Leute kennengelernt, und die Zeit bei einer Kurfreundin verbracht, die sich nur allzu herzlich um mich gekümmert hat. Großen Dank nochmal an dich Maria!

Da ich immernoch angeschlagen durch eine Erkältung war, und quasi vier Wochen Trainingsentzug und Motivationsloch hatte, hat das Training starken Tribut gezollt, und ich krauche immernoch umher um ja jegliche Belastung der schmerzenden Muskeln zu vermeiden. Die verdammt dreckige, und verstaubte Halle, trug mit ihrem "Feinstaub" bei meinem Katalysator zu drastischer Verstopfung, und ich gab regelmäßige Auftritte in meinem eingeprobten Act als Husttenor. Ich habe immernoch nicht allen Staub aus der Lunge gehustet, so scheint es mir.

Der Workshop war in Ordnung, aber drastisch überfüllt. Ich hab die Tage genutzt, um nicht nur Parkour, sondern auch andere Fähigkeiten zu trainieren, die ich jetzt hier nicht weiter ausführen möchte. Für Parkour an sich war der Workshop in meinen Augen, in meiner Verfassung, nicht wirklich geeignet. Dennoch habe ich das Wochenende genossen.

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Das Unileben! Eher noch der Unitod!

Ich habe drei-einhalb Wochen Studienunterlagen nachzuholen, und akklimatisiere mich nur langsam. Die Tatsache, dass ich seit der 9ten (oder so?) Klasse weder Biologie, noch Chemie, in der Schule hatte, macht das Ganze für mich nicht wirklich leichter. Ich habe zwar schon einige Kontakte geknüpft, stehe also nicht alleine im Regen, aber bis auf die Knochen durchgeweicht fühl ich mich trotzdem.

Ich werde vor Cytoplasma, Porifera, Mitose, Gameten und Zygoten geworfen, hantiere mit Mikroskopen ohne je eine Einführung in die Thematik erhalten zu haben, fahre mit irgendwelchen Bussen quer durch Bonn um irgendwo zu Vorlesungen zu erscheinen, und all das nur um am Ende verwirrter zu sein, als ich es vorher war.

Mein großes Uniproblem derzeit: Ich weiß nicht, was ich wissen muss.

Viele Dozenten halten ihren Stoff für "trivial", "elementar" oder "nicht erwähnenswert, da sie dies ja sowieso schon in der Oberstufe behandelt haben". Ich frage mich dann immer, wofür unsere Dozenten wohl bezahlt werden, wenn nicht zum vermitteln von Inhalten. Wenn wir das alles wissen würden, würden wir keine 500€ Studiengebühren pro Semester bezahlen, um uns in einer "40 Stunden Workload Woche" abzurackern, oder? ;)

Heute musste ich zum Beispiel eine Zeichnung eines Blattschnittes der "Rhoeo Discolor" in verschiedenen Stadien der Plasmolyse, bzw. Deplasmolyse, und dem Normalzustand anfertigen. Ich kannte weder die Pflanze, noch das Mikroskop, noch den Aufbau einer Zeichnung im Universitätskontext, noch die einzelnen Bestandteile einer Pflanzenzelle. Kurzum war ich recht aufgeschmissen, hab mich aber doch noch irgendwie so durchgemogelt, und bin mir nun im Klaren darüber, dass noch viel mehr Nachholbedarf besteht, als vorerst angenommen.

Hier einmal ein kurzer Fausthieb zur Nase an die ganzen "In den ersten drei Wochen macht man eh fast nichts"-Leute ;).

Irgendwie werd ich mich durchboxen.

To-Do-Liste durchblätternd.
- Dirk